City of Joy- Kolkata- glanzlose Schönheit ?
…die Stadt der Freude – so wird sie liebevoll betitelt – diese Stadt am Hugli- einem Seitenast des Ganges der so extrem verschmutzt ist – man sagt : man liebt oder hasst sie – wir wissen es nicht so richtig – wir spüren nur dieses heftige Pulsieren – manchmal entnehmen wir Lebensfreude und aber oft hadern wir mit diesem Stückchen Erde .
Offiziell spricht man von 15 Millionen – inoffiziell von doppelt so vielen Einwohnern- dieser Stadt die so gegensätzlich ist wie Pech und Schwefel und neben unertragbarer Armut so mondän daherkommt. Eine Unmenge von Menschen leben am Rande des Existenzminimums – ein Tagelöhner erhält für 12 Stunden strapaziöser Arbeit einen Lohn von 1- maximal 3 Euro -davon muss er nicht nur alleine sich sondern oft eine mehrköpfige Familie ernähren …jeden Morgen wacht er auf und es beginnt dieser harte Kampf ums Überleben .So behandeln wir z.B. in einer mobilen Ambulanz Arbeiter aus einer Lederfabrik – die Hände sind völlig desaströs , die Haut löst sich ab und ist heftig entzündet – wir bitten darum eine Arbeitspause einzulegen, um die Hände gesunden zu lassen – die Übersetzerin schüttelt nur mit dem Kopf – geht nicht – wovon soll die Familie leben ?
….und dann fällt uns wieder ein , dass wir es sind, die so unendlich Glück gehabt haben auf der anderen Seite dieser Welt geboren zu sein , wo so vieles selbstverständlich ist – und wir sind still und dankbar .
Kalkutta zählte bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zu den schönsten Städten dieser Welt – dies zeigt sich uns so nicht – es erinnert uns eher an eine Blume die welkt und mühsam und mit zehrenden Kräften die letzten Blätter und Blüten versucht zu halten .
Da kann das mondäne Victoria Memorial oder die St. Pauls Cathedral nicht unsere Blicke abhalten von dieser schauderhaften und unsäglichen Armut . Und wir wundern uns wiederholt darüber das uns dennoch dieses positive Lebensgefühl entgegenschlägt – rätselhaft !!! Nicht zu entblättern- wir lassen es so . In unserer letzen Einsatzwoche nehmen wir uns eine gewisse Abgeklärtheit und denken – das ist eben so ! Kurze Zeit später treibt es uns wieder um und die Gedanken kreisen unermüdlich .
Unsere täglichen langen Autofahrten zu unseren Ambulanzen lassen uns eintauchen in den quirligen Strassenverkehr indem sich heftige Knäule bilden aus Totos – kleine teilweise liebevoll geschmückte Elektrokarren , Taxis , quietschenden, überfüllten Bussen , schwer beladenen Fahrradrikschas- und alle fahren drauflos, unaufhaltsam . Rot geschaltete Ampeln gelten lediglich als Empfehlung und alles hupt und drängelt – auch die Fußgänger dazwischen behaupten sich – klappt irgendwie .
nun – wir freuen uns auf zu Hause …es hat die Weihnachtszeit begonnen – sagt man – wir müssen noch ein wenig warten –
Wir freuen uns am Ende einer Sprechstunde über unsere geleistete Arbeit und die Aussicht Einzelnen eine Stütze gewesen zu sein ..
bis ganz bald
Bettina und Ina – noch in Kalkutta