Sunderbans
Die Übersetzung von Sunderbans bedeutet „schöner Wald“. Laut Wikipedia sind es die größten Mangrovenwälder der Erde im Mündungsgebiet von Brahmaputra, Ganges und Meghna.
Mit sehr ambivalenten Erfahrungen hatten Bettina und ich dieses Gebiet 2015 schon einmal besucht. Dieses Mal wollten wir nur eine Tagestour in dieses Biosphärenreservat unternehmen. Die Entfernung von unserer Unterkunft in Deuli betrug nur 1,5 Stunden Autofahrt.
Als Tourist benötigt man für den Besuch mit einem Boot ein Permit und darf auch nur mit einem Guide reisen.
Da ASHA als NGO bis vor 3 Jahren dort auch Projektstandorte hatten, konnten wir dies umgehen. Auch wollten wir dieses Mal keine touristische Bootsfahrt machen. Die Fahrt mit Asadul, einem Fahrer von Asha und Simantu einem Guide, begann in den Morgenstunden beschaulich über die Dörfer, zwischen den Seen der Fischer, dann über den Basanti Highway (Hwy Nr.3) bis nach Mazidbari.
Unter Highway darf man sich keine Autobahn wie bei uns vorstellen. Es gibt kurze Abschnitte, die gut geteert sind. Aber ein Großteil sind Schotterstraßen in unterschiedlicher Qualität. Gegenüber 2015 hat sich diese schon deutlich gebessert. Den Ausbau der Straße konnten wir life erleben. Dabei werden Häuserzeilen vollständig oder teilweise einfach weggebaggert. Oder die Straße geht unmittelbar vor der Haustür entlang. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wieviele Kinder dort schon verunfallt sind und auch die Schicksale der Familien, deren sehr ärmliche Behausung und Lebensunterhalt mit kleine Verkaufsbuden vernichtet wurden.
Es ist für mich kaum auszuhalten, wie die Menschen ihrem Schicksal trotzen und unter ständig bescheidenen Bedingungen immer wieder neu beginnen. Ohne staatliche Unterstützung, soziale Abfederung. Ein wenig von dieser Eigenverantwortung würde ich mir in unserer Gesellschaft wünschen…
Am Gateway to Sunderbans stiegen wir nicht in ein Touristenboot, sondern nahmen die Fähre zur Insel Gosaba.
Der große Markt in der gleichnamigen Stadt, auf dem man alles kaufen konnte, war in den Vormittagsstunden noch spärlich besucht. Er belebt sich, wie alle Märkte hier, erst mit Einbruch der Dunkelheit gegen 17 Uhr.
Leider hatte unser Guide nur wenig mehr Kenntnisse über die Region als wir. Mit einem Toto fuhren wir über die Insel bis nach Pakhiralay. Auffallend viele Schüler mit Ihren Uniformen sahen wir auf den Schulweg in christliche, muslimische und staatliche Schulen zu Fuß, mit dem Rad oder dem „Schulbus“.
Die Natur zeigte sich wieder von einer Üppigkeit, die Hunger nicht vorstellen lässt. Reisfelder, Fischteiche, Kokos-und Bananenpalmen sowie Gänse, Hühner, Ziegen, Schafe und Kühe (nicht nur Heilige) waren in den kleinen Anwesen der Farmer/Fischer und auf den Straßen überall zu sehen. Der Ort Pakhiralay liegt am Datta River. Er gilt zu einem als Ausgangsort für die Schiffstouren in die Sunderbans, weshalb es sehr viel Hotels gibt. Am Wochenende kommen viele Familien aus Kalkutta dorthin. Zum Glück ist Freitag und wir genießen die Ruhe. Der Fluß ist aber auch eine Haupttransportlinie zwischen Bangladesh und Indien und man sieht viele Handelsschiffe unter beiden Flaggen .
Mit einem kleinen Fischerboot kreuzten wir den Fluß zur Sajnekhali Wildlife Sanktuary, dem Eintrittstor in das Reservat.
Bekannt ist dieses durch seinen Aussichtsturm, auf welchen man eine guten Überblick über die Mangrovenwälder hat. Zum Glück waren die großen Bienenwaben an dem Turm schon alle unbewohnt. Der Honig von den Wildbienen ist eine bedeutende Einnahmequelle der Bewohner in den Sunderbans und hat manchen schon auf der Beutetour nach den Bienenstämmen das Leben durch Tiger / Krokodile gekostet. Einen Waran konnten wir an dem low Tide Ufer schon beobachten… Der Tiger beobachtete uns bestimmt aus sicherer Entfernung, bloß wir sahen ihn wieder nicht!
Für uns war es ein erholsamer, ruhiger Tag, abseits der Touristenpfade, nahe dem Lebensumfeld der Menschen der Region. Unsere Seele konnte Schritt halten.